Chronik Teil 1

Erstbesiedlung bis 16. Jhd.

Schnurkeramik, 2800-2500 v. Chr.

Funde zeugen von einer Besiedlung.

Schnurkeramische Amphore und Töpfchen, gefunden bei Knautnaundorf

Schnurkeramische Amphore und Töpfchen, gefunden bei Knautnaundorf


Slawische Besiedlung, ca. 600-1100

Im Bereich südlich der Luppe (sorbisch "die Rauschende") besteht eine vermutlich slawische Siedlung. Hier ist die Flurauf­teilung deutlich unregelmäßiger; ferner gehört der Flurabschnitt zum Eisdorfer Gerichtsbezirk. Flurnamen wie "wüste Mark", "wüstes Feld", "Lehde" sowie "Oberer und Niederer Grund" deuten auf die Lage eines später wüsten Dorfes hin.


Um 1090

An der Kreuzung der Straße von Merseburg nach Eythra/Zwenkau und der von Halle kommenden Salzstraße, die zu dieser Zeit wohl über Seebenisch führt, entstehen ein Herrensitz und ein Wirtschaftshof. Die Rundkapelle im böhmischen Stil weist auf Wiprecht von Groitzsch als Gründer hin. Die Kapelle, die in der Gebietspfarrei Schkeitbar entsteht, wird dem heiligen Andreas geweiht. An den Herrensitz schließt sich eine Guts­gasse (Alte Straße) an, die auf Höhe der Rundkapelle endet. Zwischen dieser und dem Luppenbach bildet sich eine Dienst­leutesiedlung. Auf den Herrensitz kann nur über die von außen begehbare Herrschafts­empore in der Rundkapelle geschlossen werden. Er befand sich wohl nördlich und östlich der Kirche im Bereich des Pfarrgar­tens. Östlich daran schloss sich der Wirt­schaftshof an. Die Straße von Markranstädt, die in gerader Linie auf die nach Eythra abknickende Straße von Merseburg führt, begrenzt Wirtschaftshof und Dienstleute­siedlung im Osten.

Wiprecht von Groitzsch ließ den Herrensitz wohl als Vorposten gegen das Bistum Merseburg anlegen, um die Straße zu den bischöflichen Stützpunkten Eythra und Zwenkau zu kontrollieren. Sein im Reichs­dienst und durch Heirat erworbenes Herr­schaftsgebiet erstreckt sich vom Stammsitz Groitzsch bis in das um Dresden gelegene Gebiet Nisan. In den Pegauer Annalen wird berichtet, dass Wiprecht zahlreiche Fehden führte. Das dadurch gewonnene Land wird er seinem Stammsitz Groitzsch zugeschla­gen haben. Ein Feind Wiprechts war "Friedrich von Cutze" (wahrscheinlich Kitzen). Nimmt man an, dass er diesen ebenfalls in einer Fehde besiegte, erklärt dies das Fußfassen im Knautnaundorfer Raum. Die Wehrhaftigkeit der Rundkapelle mit Sperrbal­ken und Fenster in vier Meter Höhe weisen auf die Vorpostenstellung der Kapelle hin. 1097 erhält Wiprechts Ministeriale Vitic in Schkorlopp (Großschkorlopp) 4 Hufen Land.


Zweite Hälfte 12. Jahrhundert

Mit dem Aussterben der Dynastie Wiprechts in der männlichen Linie 1135 sind wahr­scheinlich die Merseburger Bischöfe Lehns­herren von Naundorf geworden. Die Besied­lung des Ortes setzte sich zwischen 1060 und 1200 östlich des Wirtschaftshofes und der Dienstleutesiedlung an der verlängerten Gutsgasse (Alte Straße) fort. Die Einmün­dung der von Markranstädt heranführenden Straße wurde an das Ostende des Dorfes verlegt. Vermutlich siedeln auch Bewohner des südlich des Luppenbaches gelegenen Dorfes. Für eine Anschlußgründung spricht auch der Ortsname "Naundorf" - "neues Dorf" - im Vergleich zu der älteren Siedlung. Die Feldflur wird in Gewanne eingeteilt.


1277

wird der Ort erstmals als "Nuendorf" er­wähnt. Markgraf Dietrich von Landsberg verkaufte den Gerichtsstuhl Eisdorf mit den zugehörigen Dörfern an Bischof Friedrich von Merseburg. Von Naundorf gehörte nur jener Teil, der jenseits des Baches nach (Hohen-)Lohe zu lag, zum Gerichtsbezirk - ein Hinweis auf eine ältere Siedlung, die andere gerichtsherrliche Verhältnisse hatte, als das neu gegründete Naundorf.


1329

Mit Volkmar, dem Bruder des Johannes von Kleberg, wird wahrscheinlich der erste Pfarrer (sicher 1428) genannt. Dadurch ist erwiesen, dass die Rundkapelle als ehemalige Herrschaftskirche nun Gemeindekirche ist.


1412

Im Ort zahlen 28 Personen Pflugbede an den Merseburger Bischof. Als Dorfherren werden "N pflug" und "wernher de lindenow" ge­nannt. Wahrscheinlich hatten mehrere adlige Familien Rechte und Besitz im Ort, so im 15. Jh. auch die von Draschwitz und Zcemen.


1431

Erstmals wird in Naundorf ein Herrensitz (curia) erwähnt, der - im Besitz von Otto, Friedrich und Heinrich von Traupitz - beim Merseburger Bischof J. Bose zu Lehen geht.


1442

Nickel Pflug auf Knauthain hat dem Lorenz Traupitz einige Rechte in Naundorf abge­kauft.


1461

Naundorf wird an die Pflugs zu Knauthain verlehnt; als vorhergehende Besitzer werden Lorenz und Wenceslaus von Traupitz ge­nannt, die noch 1468 Zinsen aus dem Ort erhalten.


1477

Nickel Pflug zu Knauthain erhält das" vor­werg zu Nuwendorff" vom Merseburger Bischof Thilo zu Lehen. Die Bezeichnung zeigt, dass der ehemalige Herrensitz nicht mehr als solcher genutzt, sondern als Vorwerk in die Grundherrschaft Knauthain einbezogen wurde. Mit der Auflösung des Herrensitzes am Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Gutsgasse verlängert und um den Kirchhof herumgeführt. Auf diesem wurde ein Friedhof angelegt und das Gelände östlich davon für die Pfarre genutzt. An der Süd- und Westseite der Gassenverlängerung entstanden neue Gehöfte. Ende des 15. Jahrhunderts wird die Rundkapelle umge­baut: ein Glockenturm wird errichtet, das gotische Schiff angefügt und eine neue Südtür eingebaut. Im Innern der Kirche finden seit dieser Zeit Beerdigungen statt. Das Sakramentshäuschen mit dem Merse­burger Bischofskreuz stammt aus der Zeit um 1480; im Westen der Rundkapelle wird eine Mauerplombe eingefügt und eine Orgelempore gebaut.

Gotisches Südportal, Ende 15. Jahrhundert

Gotisches Südportal, Ende 15. Jahrhundert


1492

Herzog Georg von Sachsen bestätigt den zwischen den Pflugs auf Knauthain und dem Bischof Thilo von Merseburg wegen langjäh­riger Gebrechen getroffenen Entscheid. In "Newendorff" hat der Bischof die Ober-, die Pflugs die Niedergerichte. Außerdem haben sie die Folge zu fordern und müssen dem Bischof gewärtig sein.


1498

Hans Kalitzsch zu Gorzk verkauft an Bischof Thilo von Merseburg einige Zinsen in "Knaut­nawendorff". Das Hinzutreten des Personen­namens zum Ortsnamen diente wohl der Unterscheidung von anderen Naundörfern. Die Übernahme des Bestimmungswortes "Knaut" geht vermutlich auf die grund­herrschaftliche Verbindung mit Knauthain, nicht auf einen direkten Besitz durch die Knutonen zurück.


1516

Die Glocke auf dem Friedhof wird in Halle gegossen.

Glocke von 1516 mit Hallenser Stadtwappen/Engel hält das Schweißtuch der Veronika

Glocke von 1516 mit Hallenser Stadtwappen/Engel hält das Schweißtuch der Veronika


1545

Im Visitationsprotokoll des Bistums Merse­burg wird vermerkt, dass der ehemalige Altarist vom Knauthainer Schloss, Thomas Zebicker, 1541 Pfarrer in Knautnaundorf geworden sei. Vor dieser Zeit besaß die Kirche in Knautnaundorf auch die Rehbacher als Tochterkirche, die nun aber zu Knauthain gehört. Da auch die Albersdorfer in die Rehbacher Kirche gehen, pfarrte dieser Ort ursprünglich wohl auch nach Knautnaundorf - alle drei Orte liegen im Hochstift Merse­burg an der Grenze zur Markgrafschaft Meißen.


1545, 6. Februar

Friedrich Metz, ehemals Pfarrer in Lützen, tritt an die Stelle des katholischen Thomas Zebicker. Patronatsherr der Kirche ist der Merseburger Bischof.


Mitte 16. Jahrhundert

Das Pflugsehe Vorwerk, das sich östlich der heutigen Pfarre erstreckte und den Wirt­schaftshof Wiprechts von Groitzsch fortsetz­te, wird aufgelöst. Hinweis darauf könnte das später neben der Pfarre gelegene Pferdner­gut sein, zu dem im 16. Jh. über 60 Acker Feld (= 33,24 ha) gehören. Auf dem Gelände entstehen Güter, deren Bewohner zumeist Hintersassen, also vollberechtigte Gemein­demitglieder sind. Statt des Vorwerks entsteht auf dem Gelände westlich des Friedhofes eine große Schäferei, die zum Rittergut Knauthain gehört. Archäologische Funde auf dem Gelände der Schäferei reichen nicht vor das 16. Jh. zurück, so dass diese nicht auf dem Gelände des alten Vorwerks errichtet sein kann.

Im Lützener Amtserbbuch werden Valten Pflugs Erben als Besitzer von Knautnaundorf genannt; der Ort hat 30 landbesitzende Ein­wohner. Die Pflugs besitzen die Erbgerichte im Ort; das Amt Lützen hat Ober- und Niedergerichte in der Feldflur sowie die Obergerichte über das Dorf.


1562/64

Der Ort hat 25 Hausbesitzer, zwei Jahre später ,,26 Höfe und Feuerstätten". 1562 wird das Vorwerk letztmals, 1564 die Schäfe­rei erstmals genannt. Im Ort gibt es eine Schenke. Bei der Visitation beklagt sich der Pfarrer Wolfgang Boner, dass die Einwohner nicht helfen wollen, ihm die Pfarrgebäude auszubessern. Zwei Gebäude im Ort sind Lehngüter des Pfarrguts; der erstmals ge­nannte Küster hat ein Häuschen mit Garten; er bekommt Getreide- sowie Brotabgaben.


1565

Pfarrer Wolfgang Boner wird wegen Trunk­sucht abgesetzt; seine Frau Elisabeth bittet den Superintendenten um Zuwendungen.


1566

Wolf von Schönberg wird mit Knautnaundorf belehnt.


1575

Die Gemeinde zu Knautnaundorf führt einen Prozess gegen den Zwenkauer Förster, da dieser ihnen die Gräserei am Bistumsholz bei Zwenkau nicht mehr gestatten will. Die Gemeinde verliert den Prozess, zumal sie nicht beweisen kann, dass die 30 Groschen jährliche Kuhbede ins Amt Lützen für die Nutzung der Weide bestimmt sind.


1577

ist mit "Helias Hacker" der erste Schäfer des Ortes überliefert.


1578

Der Ort hat 30 Hauswirte. Während der Visitation berichtet der Pfarrer Martin Pfeiffer, dass die Bauern Pfingstbier trinken und im Sommer Sonntagstänze abhalten. Der Küster hält nur im Winter Unterricht, da er im Sommer keine Knaben hat. Die Bewohner beschweren sich über die Faulheit des Küsters, welcher gelobt fleißiger zu werden. Außerdem verweigern sie eine Steigerung der Abgaben an den Küster; er solle sein Leinweberhandwerk betreiben, um sich zu ernähren.


1582

Abraham Beier ist der erste bekannte Besit­zer der Schenke. Die Leichenhalle wird neu gebaut.


1582, September - 1583, Januar

Die Pest wütet im Ort, so dass 69 Personen sterben (1581 waren es 7 Personen).


1585/86

sterben insgesamt 40 Menschen, da erneut die Pest herrscht.

Ausschnitt aus einem Plan von 1585

Ausschnitt aus einem Plan von 1585


1590

Im Erbzinsregister des Ortes werden 31 hausbesitzende Wirte genannt, unter denen 6 Pferdner, 13 Hintersassen, 5 Häusler, 3 Drescher, ein Schmied und ein Schankwirt sind. Die Umgestaltung der wirtschaftlichen Verhältnisse macht sich bemerkbar, indem viele Bauern Geldablösung für Frondienste und Schaftrift zahlen. Zahlreiche Personen haben beim Lehnsherrn Christoph von Schönberg Land gekauft.


1591

Carl von Dieskau erwirbt Ort und Schäferei Knautnaundorf.

Wappenstein von Dieskau aus der Apostelkirche Großzschocher, 1620

Wappenstein von Dieskau aus der Apostelkirche Großzschocher, 1620


1596

Meister George ist der erste namentlich bekannte Schmied von Knautnaundorf.


1598

Im Ort gibt es ein Schulgebäude.