Chronik Teil 2

17. Jahrhundert und 18. Jahrhundert

1601

Urban Winkler wird als erster Schulmeister namentlich genannt. Zahlreiche Personen sterben an der "Hauptkrankheit"; es gibt 22 Beerdigungen, im Folgejahr dagegen nur 7.


1603

wird eine Pfarrscheune gebaut.


1612, 3. Februar

Otto von Dieskau wird durch Johann Georg 1., Herzog von Sachsen, mit "Naundorff" belehnt.


1612-15

grassiert die Pest, an der allein 1614 47 Menschen sterben.

Eintragungen im Kirchenbuch aus dem Pestjahr 1614/15

Eintragungen im Kirchenbuch aus dem Pestjahr 1614/15


1618

werden 33 hausbesitzende Wirte genannt. Zu ihnen zählen 5 Pferdner, 13 Hintersassen und 9 Handfröner. Die Pferdner leisten Fuhrdienste, während die Hintersassen bei der Getreideernte und der Schafschur helfen müssen. Die Handfröner stehen dem Lehns­herrn für eine bestimmte Anzahl Tage zu beliebigen Diensten zur Verfügung.


1625

Mit Meister Bergner und Georg Schrötter gibt es zwei Schneider im Ort.


1630

lässt Dieskau eine Wasserleitung in den Luppengraben bauen, die zu seinen Teichen östlich Knautnaundorf führt und diese mit Wasser versorgt. Schon 1604 hatte sich Otto von Dieskau mit der Gemeinde Eisdorf darauf geeinigt, die Wasserleitung vom Floßgraben aus zu bauen. In Eisdorf wird ein Mann bezahlt, der die Wasserleitung öffnet und schließt. In der ersten Hälfte des Jahres wütet eine Seuche, so dass insgesamt 97 Personen - damals wohl mindestens die Hälfte der Einwohner - sterben.


Dreißigjähriger Krieg

Da der Ort an der Kreuzung wichtiger Straßen liegt, wird es auch hier, wie in Eythra und Bösdorf zu Plünderungen und Morden durch kaiserliche und schwedische Truppen gekommen sein. Hinweise darauf gibt die Selbstbiographie des späteren Pfarrers Martin Hesse. Nach örtlicher Überlieferung soll das Dorf, das an der wüsten Mark gestanden hatte, im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden sein, wobei die Felder an Knautnaundorfer Einwohner fielen und sich die Bewohner des wüsten Dorfes "in den Gärten und Höfen der Nachbarn eingebaut" hätten.


1637

werden 27 Personen beerdigt, da erneut die Pest grassiert.


1659

gibt es im Ort 28 landbesitzende Einwohner; außerdem werden 2 Hirten genannt.


1660

wird die Grenze zwischen der 1656 durch das Testament Kurfürst Johann Georg I. begründeten wettinischen Sekundogenitur Sachsen-Merseburg und den Erblanden festgelegt. Sie verlief östlich Knautnaundorfs an den Dieskauischen Teichen und sollte mit Grenzsteinen markiert werden.


1665

wird mit Thomas Klebzig ein Böttcher genannt.


1668, Juli

Heinrich von Dieskau verpflichtet sich, während der Flößzeit kein Wasser aus dem Floßgraben bei Eisdorf für seine Knaut­naundorfer Teiche abzuziehen. Außerdem soll die Leitung nur wenn es nötig ist und im Winter gar nicht geöffnet werden.


1689, 13. Juni

Die hausbesitzenden Einwohner von Knaut­naundorf weigern sich wegen eines laufen­den Prozesses gegen Carl von Dieskau diesem die Erbhuldigung zu leisten. Erst am 30. September nach Vermittlung der Stifts­regierung in Merseburg sind sie dazu bereit.


1699, 12.Januar

In Anwesenheit ihres rechtlichen Beistands Wilhelm Fiedler aus Merseburg leisten die Knautnaundorfer Gemeindemitglieder bei Carl Hildebrand von Dieskau die Erbhul­digung. Dabei hatten sie zur Bedingung gemacht, dass für den gegen Dieskau anhängigen Prozess kein Schaden entstehe. Im Zusammenhang damit hatte sich die Gemeinde offenbar geweigert, Abgaben zu leisten, weshalb Dieskau in das Dorf einge­fallen war und Schafe, Rinder und Getreide auf sein Gut Knauthain mitgenommen hatte.


1702/03

Im Dezember 1702 klagt Carl Hildebrand von Dieskau wider die Gemeinde zu Knaut­naundorf. Deren Mitglieder hatten aus einer Lehmgrube am Feldweg nach Schkeitbar so viel Lehm gegraben, dass Teile des Dies­kauischen Breiten Feldes in die Grube fielen.


1703

Die Inschrift auf einem Brett, das in der Kirche gefunden wurde, weist darauf hin, dass in diesem Jahr Altar und Emporen repariert oder neu gebaut wurden.


1704

Da sich die Knautnaundorfer weigern, erhöhte Frondienste zu leisten, so hat Dieskau "ohngefehr 4 Wochen vor Wey­nachten ... bey der Nacht in unser Dorff geschicket, die Thüren mit gewalt eröfnet, und unterschieden aus den Betten daselbst gehohlet, bey den Haaren herausgezogen und nach Knauthahn geführt, in das ge­fängnis gestecket, und zu Diensten und Arbeiten angestrenget".


1706

wird im Frühjahr der seit 1689 zwischen Carl Hildebrand von Dieskau und der Knaut­naundorfer Gemeinde geführte Prozess beendet. Die Gemeinde hatte sich über zu hohe Lehngelder, Zinsen und Frondienste beschwert. Außerdem müssten die Kinder zu lange Gesindezwangsdienst leisten und die 1000 Schafe der Schäferei würden die Felder zerstören. Obwohl schon fast alle Urteile für die Gemeinde gefallen sind, ist Dieskau ständig wieder in Berufung gegangen, was die Geldvorräte der Gemeinde aufgezehrt hat. So bittet man bei der Merseburger Stiftsregierung 1705 um ein schnelles Ende des Prozesses. Das Urteil vom 31. März 1706 regelt den Verkauf von Gütern, erlaubt die Besömmerung eines Teils der Brache, den freien Gebrauch der Lehmgrube und legt für die Handwerker ein Schutzgeld fest. Die Kinder der Knautnaundorfer sollen bis zu ihrer Verehelichung ein Jahr ums andere auf dem Gut Knauthain dienen und Rechts­streitigkeiten weiter in Knauthain verhandelt werden.


1712

Am 13. November kann ein Feuer, das in Georg Köhlers Backhaus gelegt worden war, gelöscht werden. Am 19. November kann jedoch der Brand seiner Scheune nicht gelöscht werden, so dass das Feuer "gegen 7 Uhr aufgegangen und nebenst den Pfarr­gebäuden die besten WohnHäuser einge­äschert" hat. 19 Häuser und 16 Scheunen verbrennen. Die Kirche, die am Dach schon brennt, kann gerettet werden. Noch Jahr­zehnte später liegen im Ort Gärten wüst.


1713-18

Die abgebrannte Pfarre wird für über 394 Gulden wieder aufgebaut, wozu die Gemein­de einen Teil beiträgt. Neben Wohnhaus, Scheune, Ställen und Schuppen erhält der Pfarrhof auch ein Taubenhaus.


1717

Georg Rudolph bezahlt 550 Taler, um Augustin Langrock, der "vor einigen Jahren das unglück gehabt, dass selbiger auff der See von denen Türckischen Seeräubern gefangen genommen und nach Algier gebracht worden, alwo Er auch bis itzo in harter Sclaverey behalten wurde", auszulö­sen. Als Unterpfand bekommt er Langrocks Anteil am Knautnaundorfer Gasthof, der die 550 Taler am 31. Oktober 1722 an Georg Rudolph zurückzahlt.


1719-23

Im Laufe des Jahres wird der alte (gotische?) Kirchturm abgerissen, da er bereits einfiel und Glockenstuhl sowie Orgel Schaden genommen hatten. Bis zum Dezember 1719 wird der achteckige Turm aufgesetzt, auf den wohl schon damals ein Turmhelm gesetzt wird, der dünner ist als der untere Turmteil. Im Innern der Kirche wird aus Platzmangel eine Empore eingebaut, weswegen für eine bessere Sicht 1720 die Kanzel in den Altar gesetzt wird. Diese Arbeit sowie der Bau von Sakristei und Orgel wird von Ambroß Rudolphs hinterlassener Witwe bezahlt. Der Orgelbau und die Innenausmalung der Kirche können 1723 abgeschlossen werden.

Bauinschrift im Glockenstuhl von 1719

Bauinschrift im Glockenstuhl von 1719


1719

Augustin Langrock, der offenbar aus türki­scher Gefangenschaft freigekommen ist, kauft am 8. Februar von den Erben Jacob Rudolphs deren Hälfte des Gasthofs.


1721

Carl Hildebrand von Dieskau kauft am 31. Mai von Augustin Langrock für 6 000 Gulden den Knautnaundorfer Gasthof. Dieskau überträgt die Schankgerechtigkeit auf Gast- und Brauereigebäude, die er in dem Pfarrdotalgut, das sonst Georg Müller gehörte, einbaut. Dieses liegt günstig an der Straße von Kleinschkorlopp nach Knauthain und hat einen Durchgang zur Dorfstraße. Der Bau der Gasthofsgebäude muss zwischen 1721 und 1739 stattgefunden haben; danach heißt der neue Gasthof "Zum Weißen Schwan" - dem Wappentier der Dieskaus. Das alte Gebäude (Eythraer Straße 2) heißt fortan "Alte Schenke".


1722

Erstmals wird ein Zimmermann, Andreas Zeyner, erwähnt. Ein Zimmergeselle Ambro­sius Hübsche wird schon 1711 genannt.


1729, 11. Mai

Ambrosius Freyer und dessen Frau Marie kaufen von Adam Kretzschmar die Schmie­de. Die Familie Freyer ist bis ins 20. Jh. im Besitz der Schmiede.


1734

Erstmals wird im Ort ein Maurer erwähnt. Der erste bekannte Fleischer heißt Daniel Rölcke.


1738

Mit dem Ende der Nebenlinie Sachsen­-Merseburg fällt Knautnaundorf an die wetti­nische Hauptlinie. Der Ort ist nach der Reformation durch den jeweiligen Admini­strator des Stifts verlehnt worden. Carl Heinrich von Dieskau verklagt die Gemeinde, weil auf dem Pfingstanger unerlaubt Weiden gepflanzt wurden.

Plan von 1742

Plan von 1742


1751

wohnen in Knautnaundorf 6 Bauern und Anspänner, die insgesamt 10 Pferde halten, 8 Halbhufner, 16 Viertelhufner und ein Häusler. Auf der Schäferei, die Nachfolger des mittelalterlichen Herrensitzes ist, lastet noch die Pflicht, ein halbes Ritterpferd zu stellen. Diese Leistung wird jedoch im Kriegsfall durch Geldzahlung beglichen.


1759

Knautnaundorf hat 34 bewohnte Häuser.


1760

Am 14. April kauft Georg Fleck von Friedrika Augusta von Dieskau den Gasthof "Zum Weißen Schwan". Gleichzeitig kauft Fleck die alte Schenke. Damit beginnt der Aufstieg der Familie Fleck im Ort. Ihre Mitglieder erwerben fortan zahlreiche Güter, bekleiden das Amt des Gemeindeältesten und bewirt­schaften ca. 100 Jahre den Gasthof.

Der Gasthof „Zum Weißen Schwan“

Der Gasthof „Zum Weißen Schwan“


1762

grassiert ein durch fremde Soldaten einge­schlepptes epidemisches Faulfieber im Ort.


1766

Die Familie von Hohenthal kauft neben Knautnaundorf auch Knauthain, Lauer, Rehbach, Albersdorf und Großschkorlopp.


1771

Im Innern der Kirche wird das Pflaster erneuert, "da die Gräber vor dem Altar Dom. 3. Adv. (16. Dezember 1770) eingesun­ken" - offenbar fanden in der Kirche noch lange Beerdigungen statt.


1778

wird ein neues Schulhaus gebaut.


1788

Der Boden inner- und außerhalb der Kirche wird um einen halben Meter mit Bauschutt erhöht.


1791

Knautnaundorf hat 34 Häuser.


1794

hat der Ort Einquartierung sächsischer und preußischer Truppen, die bis 1798 bleiben.


1795

Der Pfarrer Möbius erhebt Klage, da der Fahrweg nach Schkeitbar auf die Pfarrfelder gedrängt worden ist. Ein Vermesser des Konsistoriums berichtigt die Sache und lässt auf beiden Seiten des Weges Grenzsteine setzen. Da die herrschaftlichen Schafe nicht anders als über das Pfarrfeld zur Weide gelangen können, soll der Pfarrer jedes Jahr ein oder zwei Beete brachliegen lassen, wofür er als Ausgleich einen halben Scheffel Weizen vom Rittergut bekommt.


1797

Johann Georg Fleck kauft von Augustin Hünerkropf "ein dem Gasthof gegenüber neben dem Dorfwege gelegenes Fleckchen Feld ... zur Erbauung mit einer Scheune und Anlegung eines Gärtchens, weil im Gasthofe selbst dazu kein Platz vorhanden ist".